Geschichte

"Lass bloß die Hose an!" Cole verzog angewidert das Gesicht. "Du musst langsam lernen, dass wir nicht Vlad sind, Bloodwyn. Niemand will dir das antun, weil es falsch ist." Er lächelte ihn sanft an. "Warum hat sie dich geschlagen?"

"Vlad macht es doch richtig... mit so Monstern wie mir muss man so umgehen." Bloodwyn sah ihn ernst an. "Ich... habe mich nicht so verhalten, wie sie es wollte."

"Macht er nicht." Cole sah ihn ernst an. "Denk nie wieder daran, dass Vlad irgendwas richtig gemacht. Das hat er nicht. Nicht gegenüber dir." Er sah ihm dann tief in die Augen. "Meinst du nicht, dass Annie einfach traurig war oder verletzt, weil du wieder zu dem Bloodwyn wurdest, den sie nicht mag?"

"Er ist immer noch... wie ein Vater." Bloodwyn saß weiterhin mit nacktem Oberkörper auf seinem Schreibtisch. "Ich bin immer der gleiche Bloodwyn. Ich bin ja nicht dissoziativ."

"Also." Cole setzte sich auf seinen Stuhl. "Wenn du mich fragst, gibt es zwei Bloodwyns. Der eine, der eventuell ein paar Gefühle hat, den Annie mag und ihm auch gerne ihr Blut gibt. Und den anderen Bloodwyn, der nur eine Marionette ist, ohne jegliche Gefühle, dem Annie Blut aufzwingt, in der Hoffnung, dass er wieder zu dem guten Bloodwyn wird."

"Ich bin doch nicht psychisch krank." Bloodwyn rappelte sich auf. "Ich bin nicht depressiv oder manisch." Er ging einige Schritte weg vom Schreibtisch. Auf seinem Rücken waren noch Überreste seiner Selbstgeißelung - Verbrennungen, Striemen...

"Denk bitte nur einmal darüber nach.", bat Cole. "Wieso sollte Annie sonst so etwas tun?"

"Ich habe es nicht anders verdient." Bloodwyn sah zu ihm. "Vampire sind Monster. Abgrundtief schlecht, verdorben, Satans Kinder und Huren." Es klang fast, als würde er die Bibel zitieren.

"Bloodwyn, ich bitte dich." Cole lachte kurz. "Vampire sind wundervolle Geschöpfe, meiner Meinung nach. Niemand hat darum gebeten einer zu sein oder als einer geboren zu werden."

Bloodwyn blinzelte kurz. "Sie töten unschuldige Menschen, schänden Frauen und fressen Kinder bei lebendigem Leib. Wie kann man so etwas gut heißen?"

"Hast du das jemals beobachtet?", fragte Cole. "Okay. Sie töten Menschen. Aber töten Löwen nicht auch Gazellen um zu überleben?"

Bloodwyns Blick bekam plötzlich etwas sehr starrendes. "Ja... ja, habe ich." Dann blinzelte er kurz. "Löwen haben ihren Platz im Ökosystem. Vampire nicht."

"Wer sagt das?", fragte Cole und hob eine Augenbraue. "Wer bestimmt, dass Vampire kein Recht auf irgendwas haben? Nur weil sie besser entwickelt als Menschen sind? Warum dürfen wir dann leben, wenn wir doch sichtlich besser entwickelt sind als Affen oder andere Tiere?"

"Es ist so. Vampire haben keine ökologische Nische. Sie gehen gegen die Natur... haben keine natürlichen Feinde, sterben nicht, ihre Population kann nicht umkippen, es sei denn... durch Massenmord. Oder Massensuizid." 

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Dein Kerl gefiel mir mit den Zöpfen besser

"Wer sind die natürlichen Feinde von Menschen, wenn es nicht Vampire gebe?" Cole hob eine Augenbraue. "Wenn wir ehrlich sind, sind die Menschen eure natürlichen Feinde. Immerhin versuchen sie euch zu töten. Ohne, dass sie sich von euch ernähren."

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erstmal noch den falschen Link drin gehabt xD
hab mich voll erschrocken xD

"Die Menschen dezimieren Räuber, die sich sonst unkontrolliert ausbreiten würden." Bloodwyn sah ihn ernst an. "Die Menschen sind sterblich. Irgendwann bricht ihre Population zusammen und sie sterben aus."

"Vampire sind ebenfalls sterblich. Allein wenn sie in die Sonne gehen."

"Massensuizid, wie ich sagte." Bloodwyn zuckte mit den Schultern. "Die Vampire müssen dezimiert werden... oder kontrolliert."

"Sollten deiner Meinung nach Vergewaltiger und Mörder, also ich meine Menschen, auch so bestraft werden? Wäre das richtig?"

Bloodwyn nickte. "Wieso nicht? Normale Justiz geht nicht weit genug.", zitierte er Vlad. "Du tust nur das Richtige, wenn Du mich bestrafst... wieso solltest Du es nicht tun?"

Cole seufzte. "Dann frag doch Vlad. Warum kommst du zu mir, wenn du meine Entscheidung sowieso für falsch hältst? Wenn du dich genauer umgucken würdest, würdest du sehen, dass ich Vampire liebe. Ihnen ein zu Hause gebe, wo sie in Sicherheit sein sollten."

"Aber warum?" Bloodwyn sah ihn verwirrt an. "Ich verstehe nicht, was Du an den Vampiren... und mir... findest. Wir tun doch... nur schlechtes."

"Das denke ich nicht. Ihr habt alle eine Chance verdient, Bloodwyn. Es gibt viele, die so ihr Leben komplett anders leben."

"Vlad hat immer gesagt, dass es keine Vampire gibt, die normal leben." Bloodwyns Miene wurde plötzlich ganz ernst. "Wenn er lügt... was ist dann mit meinen Eltern?", fragte er sich leise.

"Deine Eltern waren ebenfalls Vampire.", antwortete Cole. "Vlad hat sie getötet. Ich hätte dir viel früher davon erzählen sollen..."