Geschichte

Katniss sah ihn traurig an. "Nein, nur bei mir." Sie strich ihm ein paar Haare von der Stirn. "Wie hast du dich am Handgelenk verletzt?"

Raven merkte, dass Chryssie dachte, sie hätte ihn in der Hand. "Nein, musst du nicht. Eigentlich hast du mir sogar geholfen. Ich musste mich von dem Elend befreien und dank dir konnte ich das jetzt auch. Dafür kannst du heute eine doppelte Portion vom Abendessen haben." Er lächelte sie an. "Jetzt bring den Mistkerl endlich weg."

"Aber er kommt doch wieder, oder?"

"R-raven sagte, Chrysalia sollte sich unsichtbar machen... mit meinem Blut... und ich gehorche Raven immer..." Prism lächelte schwach, als er an Raven dachte. "Ich... ich wünschte, Raven wäre mein Papa oder mein großer Bruder...", flüsterte er und kuschelte sich leicht an Katniss. "Aber... alleine kann ich nicht wieder zu Raven."

"Gut." Chryssie lächelte und hob den noch bewusstlosen Falk auf, brachte ihn runter und warf ihn schwungvoll in eine Zelle.

"Bestimmt, mach Dir keine Sorgen."

"Schsch...", machte Katniss. "Es wird alles gut." Sie streichelte ihm über das Haar. "Wieso willst du zu ihm zurück, wenn er dir so weh getan hat?"

Raven nickte. Er war zwar sauer, aber das durfte er nicht zu sehr zeigen.

Sansa machte sich auf den Weg zurück in das Zimmer von Prism, aber hatte sich so sehr verlaufen, dass die nicht mehr wusste, wo sie war.

"Na, er ist doch mein König.", meinte Prism traurig. "Und ich... ich hab ihn lieb... weil er bis gestern immer nett zu mir war..." Als er an den Morgen dachte, wurde er traurig und schluchzte wieder leise. "Ich... ich möchte doch alles richtig machen... d-dann hat er mich vielleicht wieder gern..."

Chryssie schloss die Zelle ab und begab sich dann ohne große Umschweife auf ihr Zimmer, um ein Bad zu nehmen und das Blut von sich abzuwaschen. "Wi-der-lich."

"Das ist ein böser Mann.", sagte Katniss. "Er hat meine Schwester und meinen Freund entführt. So jemand kann gar nicht nett sein."

Sansa schlich weiter rum, bis eine Wache sie fand und sie zurück in den Kerker brachte. Alles betteln und flehen war nutzlos.

"D-das ist nicht wahr!" Prism nahm Abstand von ihr. "Raven ist ein guter Mann und ich habe ihn sehr lieb... ich... ich möchte jetzt nach Hause." Er entfaltete seine schillernden, kleinen Engelsflügel, mit denen er es wohl kaum nach Hause schaffen würde. "Ich möchte nach Hause und Raven sagen, dass ich es geschafft habe!"

Falk kam langsam wieder zu Bewusstsein. "Arghhh... mein Kopf...", stöhnte er.

Katniss seufzte. "Dann hau doch ab! Geh halt.", sagte sie dann streng. "Aber ich erinnere dich nur daran, dass deine Freundin Sansa traurig ist, wegen ihm. Das ich traurig bin wegen ihm. Sogar du bist traurig wegen ihm. Jemand der Leute traurig macht, ist kein guter Mensch."

"Lass mich in Ruhe!", schrie das kleine Mädchen. "Ich tret dir sonst in den Hintern! Lass mich looooos!!!" Die Wache schmiss das kleine Mädchen zu Falk in den Kerker. "Sei froh, dass ich dich da rein stecke und nicht zu den Vergewaltigern und Mördern!" Dann ging er weg.
Sansa stellte sich ans Gitter und sah sich um.

"S-sansa ist nicht traurig... ich hab sie zum Lächeln gebracht!" Langsam wich Prisms Traurigkeit Wut - eine seltene Emotion. "Raven ist kein schlechter Mensch! Er wird nur manchmal wütend!!! Und ich habe ihn glücklich gemacht, weil ich seinen Bruder gefunden habe!!!"

Falk sah zu Sansa. "H-hey Kleine..." Er rappelte sich auf, eine Hand immer noch am Kopf. "D-du bist Sansa, richtig?"

Katniss stand wütend auf. "Wenn du das so siehst! Glaubst du wirklich, dass Sansa glücklich ist?! Sie ist noch so klein und ganz allein! Sie ist niemals bei Raven glücklich!"

Sansa sah Falk mit großen Augen an. "Hat Katniss dich her geschickt? Darf ich bald nach Hause gehen?"

"Sie ist nicht allein! Ich bin bei ihr und ich bin ihr Freund!!!" Prism sah sie böse an. "Raven ist ein toller Mensch und Du wirst nicht so über ihn reden!!!", fauchte er, in seinen Händen bildete sich eine weiße und eine schwarze Kugel.

"Ich kenne Deine Schwester... und ich hol Dich hier raus.", versprach Falk und lächelte. "Du musst jetzt keine Angst mehr haben..."

"Du hast sie doch allein gelassen!", warf Katniss ihm vor. "Wenn du ihr Freund wärst, würdest du sie nicht allein dort lassen!" Sie ignorierte die Bedrohung, die von Prism ausging. Sie hatte eh nichts mehr zu verlieren.

Sansa lächelte und umarmte ihn. "Danke schön. Katniss freut sich dann ganz bestimmt, wenn ich wieder da bin, oder? Sie hat mich immer noch lieb."

"Ich musste weg, weil Raven einen Auftrag für mich hatte und der wichtig war! Er musste seinen Bruder finden!!" Prism sah sie böse an, die Kugeln in seinen Händen wurden größer. "Hör auf, so über meinen Papa zu reden!!!"

Falk drückte sie kurz. "Hat sie. Sie vermisst Dich sehr, weißt Du. Aber wir kommen hier bald raus. Ich muss nur eben das Schloss aufmachen."

"Wäre er dein Papa hätte er nicht gewollt, dass du verletzt wirst!" Katniss war es einfach unverständlich, wie man so sehr auf der Seite des Mannes war, der ihr so sehr weh tat.

Sansa nickte. "Die Hexe hat gesagt, dass sie mich hasst, weil ich bei Prism bleiben wollte, als sie mich in den Wald bringen wollte. Aber ich hab gedacht, dass sie mir weh tun wollte und gesagt, dass Katniss mich rettet."

"Es war wichtig, wegen seinem Bruder!" Prism liefen Tränen über die Wangen. "Hör. AUF!" Mit diesen Worten schleuderte er die beiden Kugeln so feste auf den Boden, dass sich eine Lichtsäule bildete, die bis in den Himmel hinaufschoss.

"Sie hasst Dich aber nicht, glaub mir." Falk lächelte und ging zum Tor. So, wie bekam er das jetzt auf?

Katniss sah kurz nach oben und stieß Prism dann weg. Dort wo er eben noch stand, krachte ein Teil des Daches runter. "Hast du dir weh getan?", fragte sie und sah ihn an. Warum half sie dem Jungen? Es war eindeutig, dass er auf der Seite des verfluchten Königs war. Aber doch nur, weil er es nicht besser wusste, oder?

Sansa freute sich und sah Falk zu. "Katniss ist ein ganz tolles Mädchen! Sie kann gut jagen und essen machen und sie beschützt mich vor allem! Sie ist meine Heldin. Wenn ich groß bin, will ich sein wie sie."

Chryssie sah kurz auf. "Oh, das war wohl die Missgeburt.", stellte sie fest und badete dann ausgiebig weiter. Ihr konnte es egal sein, schließlich war Raven froh, die Missgeburt los zu sein.

Prism fiel hin und knallte auf den Boden. "A-au...", flüsterte er und sah sie traurig an. "Geht schon... aber Raven ist wirklich nicht böse. E-es tut mir leid mit Deinem Dach... ehrlich..."

Falk bildete Blitze zwischen seinen Fingerspitzen und versuchte, das Schloss zu schmelzen. "Sie ist wirklich sehr nett..."

Raven hatte sich hingelegt, er fühlte sich nicht gut und schlief.

"Ist schon okay. War eh Zeit für ein neues Haus." Katniss lächelte ihn kurz an. "Wenn du möchtest, kannst du auch bei mir bleiben. Bei mir tut dir niemand weh."

"Sie ist mehr als nett. Sie ist stark und tapfer und die aller Tollste!" Sansa plapperte drauf los. Endlich konnte sie mal mit jemandem über ihre Schwester reden. "Sie kauft mir immer was Süßes, wenn wir zum Markt gehen und sie sagt, dass ich ihre Prinzessin bin!"

"Aber... dann wird Raven mich vielleicht vermissen... und er hat mir ja noch nie wehgetan..." Prism hätte das Angebot gerne angenommen, aber Raven war ihm zu wichtig. "V-vielleicht erlaubt er das ja auch... ich rede mit ihm, okay?"

Falk lächelte leicht. "Stimmt..." Er bekam das Schloss allerdings nicht auf. "Ach, verd-... dichtet."

Katniss nickte. "Du bist jeder Zeit willkommen. Sansa würde sich sicher freuen." Wenigstens wusste sie jetzt dass Sansa noch lebte. Das war Hoffnung genug.

Sansa setzte sich hin und beobachtete Falk. "Du hast Flügel.", bemerkte sie. "Hier haben viele Flügel. Ich wünschte, ich hätte auch welche. Dann wäre ich wie ein Vogel."

Prism lächelte breit, was ein sanftes Licht im Raum strahlen ließ. "Vielleicht kannst Du ja auch mit in den Palast kommen... Raven hat bestimmt nichts dagen."

Falk nickte leicht. "Wenn Du möchtest, kann ich irgendwann mal mit Dir fliegen. Ist doch auch, als wärst Du ein Vogel, oder?"

Katniss sah ihn an. "Lieber nicht.", antworte sie nach kurzer Überlegung. Sie war nicht stark genug, um Falk und Sansa daraus zu holen. Sie musste das anders schaffen.

Sansa schüttelte den Kopf. "Nein, dann reite ich auf einem Vogel. Aber das wäre bestimmt lustig."

"Doch bestimmt... ich frage ihn." Prism schlug ein paar Mal mit den Flügeln. "Das wird toll! Sansa und Du sind dann wieder zusammen und Raven und Falk und Raven und ich und... das wird ganz toll.", versprach er, ehe er durchs Loch im Dach nach oben flatterte.

Falk lächelte. "Aber erst einmal müssen wir hier raus." Sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernster. "Raven!"

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Guten Morgen

Katniss sah ihm stirnrunzelnd hinter her.

Sansa versteckte sich hinter Falk, als Raven vor das Gitter traf. "Versprich ihr doch nichts, was du eh nicht halten kannst.", ermahnte er Falk. "Das Mädchen war nutzlos. Also werde ich es bald verkaufen."

Prism strengte sich an und versuchte, den Wolkenpalast wieder zu erreichen. Seine Flügel waren eigentlich zu klein, um ihn so weit ganz alleine zu tragen, aber er musste es schaffen. Raven musste wissen, dass er es geschafft hatte. Dann würde er wieder fröhlicher sein.

Falk funkelte ihn böse an. "Ich weiß nicht, warum wir beiden hier eingesperrt sind, aber ich weiß, dass ich verdammt ungemütlich werde, wenn Du uns nicht SOFORT gehen lässt!"

Raven sah ihn unbeeindruckt an. "Es gibt da einen große Unterschied zwischen uns. Ich bin hier draußen und du dort drin eingesperrt. Denkst du wirklich, dass du in der Position bist mir zu drohen?"
Sansa guckte hinter Falk hervor und sah Raven an. Irgendwie fand sie ihn faszinierend.