Geschichte

Cobalt ging auf die Krankenstation. "Entschuldigung, aber ich habe gehört, Annie ist hier?", fragte er einen der Ärzte.

Der Arzt nickte und deutete auf ein Bett. "Dort. Sie schläft noch. Sie war sehr angeschlagen." Er sah leicht besorgt zu dem Bett. "Sie schafft es, aber ich mache mir trotzdem so meine Gedanken."

Cobalt nickte und setzte sich zu Annie ans Bett. "Was ist passiert?", fragte er besorgt und betrachtete seine Freundin besorgt. Wieso hatte er nur so kläglich versagt?

Der Arzt sah ihn an. "So genau weiß ich das auch nicht. Sie hat sehr viel Blut verloren. Zwar sagte Bloodwyn, dass er ihr Blut getrunken hatte, aber sie hat einen sehr tiefen Schnitt im Arm. So wie dieser aussieht, hat sie ihn sich selbst zugezogen. Es sieht also eher so aus, als hätte sie Selbstmord begehen wollen."
Annie lag regungslos da. Doch sie wirkte recht ruhig.

"Oder sie hat ihn genährt und er hat die Kontrolle über sich selbst verloren." Cobalt wollte nicht glauben, dass Annie Selbstmord begehen könnte. Sie war sein kleines Mädchen. Seine Schwester.

Nachdem Bloodwyn sich selbst genug gezüchtigt hatte, torkelte er leicht benommen über den Flur. "Ich... ich muss zu Cole... zu Cole...", murmelte er.

Der Arzt nickte nur. "Wenn sie wach ist, kann sie uns vielleicht mehr sagen." Er sah nochmal nach ihr und ging dann.

Cole war in seinem Rekorzimmer und erledigte einigen Papierkram.

Cobalt strich Annie über die Stirn. "Ich kenn Dich doch... Du würdest doch keinen Selbstmord begehen.", murmelte er ihr zu. "In Zukunft passe ich besser auf Dich auf."

Bloodwyn stolperte zu seinem Büro und hämmerte mit der Faust dagegen.

Annie blinzelte kurz und sah ihn dann durch leicht geöffnete Augen an. "Co... Cobal... Cobalt..."

Cole sah auf. "Ja, bitte."

"Annie!" Cobalt sah auf und sah sie erleichtert an. "Wie fühlst Du dich?! Blöde Frage, Dir geht es bestimmt alles andere als gut..." Er war ziemlich hektisch und aufgewühlt.

Bloodwyn kam hereingestolpert, warf die Tür hinter sich kraftvoll zu (sodass sie splitterte) und fiel wenig später auf den Boden. "Töte mich.", knurrte er.

"Mir geht es sogar gut.", antwortete Annie leise. "Er hat sich mir widersetzt. Er hat aufgehört. Er hat meinen Befehl missachtet."

Cole sah auf. "Ich hab schon mitbekommen, was du getan hast.", antwortete er und seufzte. "Ich werde dich nicht töten. Ich werde dich nur wechseln lassen. Also dich in die Nightclass stecken. Du konntest nie lernen, wie man seine Instinkte zurück hält."

"Annie... das war gefährlich und leichtsinnig von Dir." Cobalt sah sie traurig lächelnd an. "In Zukunft lässt Du diesen Kram bitte... Du weißt nie, wie Bloodwyn sich verhält. Er ist unberechenbar."

Bloodwyn rappelte sich mühsam auf, torkelte zu ihm und packte ihn am Kragen. "Töte. mich!!", wiederholte er eindrücklich, starrte Cole in die Augen und zog ihn über den Schreibtisch zu sich. "Sofort."

"Das stimmt nicht.", antwortete Annie. "Ich wusste, dass er mich nicht tötet." Sie lächelte leicht. "Ich will mit ihm reden."

Cole lächelte ihn an. "Ruhig bleiben, Bloodwyn. Es ist noch nicht die Zeit zum Sterben." Er war ruhig wie immer.

"Und wenn er Dich getötet hätte?", fragte Cobalt besorgt nach. "Du musst Dich noch ausruhen... sonst klappst Du mir am Ende wieder zusammen.

Bloodwyn fauchte. "Du. sollst. mich. umbringen!!!" Er begann, ihn wie wild zu schütteln. Er war so unendlich wütend - auf sich selbst.

"Ich... ich war so deprimiert.", gab Annie zu. "Ich liebe ihn." Sie wurde ganz leise. "Ich hab ihn geküsst." Plötzlich wurde ihr Gesicht traurig.

"Denkst du sie will das?", fragte Cole und seufzte. "Bloodwyn, du musst ruhig bleiben."

Cobalt seufzte und nahm sie vorsichtig in den Arm. "Ist da noch mehr?", fragte er leise nach.

Bloodwyn hielt ihn dann wieder ruhig. "Sie erwartet von mir, dass ich mich bestrafe.", erklärte er. "Weil sie es selbst nicht kann. Weil ich sie umgebracht habe."

Annie schüttelte den Kopf. "Er liebt mich nicht. Zumindest hat er das Gesicht verzogen, als ich ihn geküsst habe."

"Sie lebt, du Dummkopf." Cole lächelte ihn an. "Ihr geht es gut. Sie wird morgen sicher in ihr Zimmer verlegt."

"Vielleicht hielt er das für seine Bestrafung. Mit ihm zu interagieren ist... wie einen Hund zu erziehen.", überlegte Cobalt. "Er wurde früher von Vlad sexuell missbraucht, vergiss das nicht."

"Dann habe ich sie eben fast umgebracht. Macht es das besser?" Bloodwyn funkelte ihn an. "Töte mich jetzt gefälligst."

"Aber ich bin nicht Vlad!", protestiere Annie. "Ich will ihn sehen! Ich muss mit ihm reden!"

"Das macht es nicht besser.", bestätigte Cole. "Aber SIE macht DICH besser."

"Ich weiß und er weiß das auch... aber er ist darauf konditioniert, dass auf Küsse Schmerz folgt.", erklärte Cobalt. "Du solltest Dich erst noch ausruhen..."

"Sie ist meine Meisterin. Mehr nicht." Bloodwyn funkelte ihn an. "Und darum musst Du mich jetzt bestrafen."

"Ich will ihn sehen!", drängte Annie weiter. Es ging ihr zwar nicht so gut, aber sie wollte sich dies nicht ansehen lassen.

"Ach sooo. Nur deine Meisterin. Sonst nichts." Cole schüttelte den Kopf. "Bist du dir da sicher?"

"Annie, Du bist noch zu mitgenommen. Er wird schon nicht abhauen." Cobalt sah sie eindringlich an. "Hör auf mich. Bitte, dieses eine Mal."

Bloodwyn nickte ernst. "Bestrafung und Belohnung. Ganz einfaches Konzept. Und solche Monster wie ich gehören bestraft. Getötet..."

"Er hat sich schon weh getan, nicht wahr? Er wird sich umbringen, Cobalt." Annies Blick wurde trauriger. "Ich muss ihn aufhalten."

"Das hat wohl nur sie zu bestimmen, nicht wahr?", fragte Cole und lächelte weiter.

"Ich weiß es nicht, aber er würde sich gewiss nicht umbringen." Cobalt strich ihr über das Haar. "Vertrau mir..."

"Sie würde mich töten, wenn sie es könnte. Ich bin ein Monstrum, wie alle Vampire. Nicht mehr, nicht weniger."

"Du kennst ihn nicht so wie ich.", meinte Annie und sah weg.

"Vampire sind keine Monster, Bloodwyn. Diese Schule ist doch Beweis genug, dass Menschen und Vampire friedlich nebeneinander leben können."

"Vielleicht, aber ich mache mir Sorgen um Dich. Kannst Du das nicht verstehen?" Cobalt sah sie traurig an.

"Dann bin nur ich ein Monstrum?" Bloodwyn sah ihn ernst an. "Dann musst Du mich erst recht vernichten."