Geschichte

Annie löffelte Eis in sich rein. "Dann werde ich dafür sorgen, dass du es kannst.", meinte sie, stand auf und hielt ihm einen Löffel mit Eis hin. "Mach aaaaah"

Bloodwyn öffnete den Mund, sodass man sein wirklich perlweißes, mächtiges Vampirgebiss bestaunen konnte.

Annie schob ihm den Löffel in den Mund und musste dann kichern. Irgendwie hatte sich ihre Laune schlagartig geändert, als Bloodwyn kam. Sicherlich konnte er ihr über die Zeit helfen.

Bloodwyn biss auf das Eis. "Kalt!" Er rannte im Kreis. "Warum haft Du mir nift gefagt, daff ef fo kalt if?!"

"Du hast das Eis doch sogar her gebracht." Annie fing an zu lachen. "Du müsstest doch wissen, dass Eis kalt ist." Sie sah ihm zu und lachte nur noch mehr.

"Aber ef tut an den Fähnen fo feh!" Bloodwyn rannte weiter im Kreis und zerrte den Löffel aus dem Mund. "So... besser."

"Du scheinst empfindliche Zähne zu haben." Annie nahm ihm den Löffel ab und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich kann Eis ohne Schmerzen essen."

Bloodwyn sah auf und nickte. "Das mag wohl sein... aber es ist ja auch schweinekalt!" Er sah Annie an. "Ich verstehe nicht, wie Du sowas schmerzfrei essen kannst."

"Vielleicht, weil es bei mir andere Schmerzen lindert?", fragte Annie und zuckte mit den Schultern. "Ist eigentlich auch egal." Sie löffelte es weiter in sich rein.

Bloodwyn sah zu. "Es freut mich, dass es Dir offenbar schmeckt." Er wünschte, es hätte weniger monoton geklungen. "Wirklich."

Annie lächelte ihn an. "Du, Bloodwyn?", fragte sie dann etwas zögerlich. "Meinst du, du kannst heute Nacht hier bleiben?" Sie sah ihn erwartungsvoll an. "Bitte? Ich will nicht alleine sein..."

"Kann ich, denke ich." Bloodwyn versuchte, zu lächeln, was aber unglücklicher Weise misslang. "Ich schlaf einfach auf dem Boden."

"Das musst du nicht.", antwortete Annie. "Ich schlafe auf dem Boden. Immerhin bringe ich dich dazu hier zu schlafen und nicht in deinem Bett." Sie sah auf den Boden. "Ich würde ja auch sagen, wir können zusammen im Bett schlafen, aber ehrlich gesagt, habe ich davor Angst."

"Ich schlafe eh meistens nicht, dann kann ich auch auf dem Boden schlafen.", erklärte Bloodwyn. "Wovor hast Du Angst?"

"Vor Männern.", gab Annie leise zu und sah auf den Boden. "Zumindest, wenn wir in einem Bett schlafen." Sie versuchte leicht zu lächeln, scheiterte aber. "Mein Exfreund... Er... er hat...", stotterte sie vor sich her.

"Du musst nicht weiter reden..." Bloodwyn strich ihr sanft über den Rücken. "Ich verstehe schon...", flüsterte er verständnisvoll.

Annie fing an zu zittern. "Ich wollte nie und er... er... er wollte es unbedingt und dann hat er... er hat..." Sie konnte nicht mehr aufhören zu zittern. Die Erinnerung daran verängstigten sie wieder.

"Schhhh...." Bloodwyn streichelte ihr weiter sanft über den Rücken. "Ganz ruhig..." Er hatte das mal in irgendeinem Film gesehen und glaubte, dass das funktionieren würde.

"Er hat es einfach gemacht.", flüsterte Annie. "Aber ich habe ihn trotzdem nicht verlassen. Ich... ich war dumm." Sie kuschelte sich an Bloodwyn. "Er hat es nicht nur mit mir gemacht. Er hatte noch eine andere Freundin."

Bloodwyn drückte sie sanft. "So ein Idiot... hat so eine Frau wie Dich gar nicht verdient gehabt..."

Annie sah Bloodwyn an. "Das hab ich mir auch versucht einzureden.", gab sie zu. "Ich habe ihn verlassen, nachdem ich rausfand, dass er noch eine hatte. Aber erst da. Vorher... Er hat es mehr als einmal gemacht." Sie wurde ganz leise. "Er hat mich mehrmals vergewaltigt und ich hab ihn deswegen nicht verlassen."

Bloodwyn strich ihr über den Rücken. "Du hättest ihn anzeigen müssen. Du solltest es immer noch tun.", empfahl er ihr. "Du hattest damals Angst und fühltest Dich schuldig, aber... es ist nicht Deine Schuld, was er mit einem macht." Sein Blick wurde leicht glasig.

"Ich kann das nicht.", antwortete Annie. "Wie soll ich ihn anzeigen, wenn ich nicht mal richtig offen darüber sprechen kann? Wie soll ich das dann schaffen?" Sie drückte sich noch enger an ihn und versteckte ihr Gesicht an seiner Brust.

"Ich kann Dich unterstützen." Bloodwyn strich ihr weiter über den Rücken. "Sie dürfen nicht gewinnen... ich meine, er darf nicht gewinnen."

Annie schüttelte den Kopf. "Es ist schon okay.", antwortete sie. "Außerdem war ich mit ihm zusammen. Ich glaube, da würde das eh nicht so gesehen werden. Ich habe ihn auch nicht deswegen verlassen." Sie zuckte mit den Schultern. "Danke.", flüsterte sie dann. "Dass ich dir so etwas anvertrauen durfte."