Geschichte

John runzelte leicht die Stirn und sah Angel verwirrt an. "Wie kommst du jetzt auf Sasha?" Er lachte kurz. "Ganz ehrlich, ich habe kein Interesse an einen One-Night-Stand. Außerdem, warum sollte ich deiner Schwester weh tun wollen? Die Zeit, in der wir leben, tun uns mehr als genug weh."

Sasha verlor das Gleichgewicht und fiel auf den harten Asphalt. Sie schlug sich ihr Knie auf und sah kurz in den Himmel. Die kalte Abendluft tat ihr gut.
Doch plötzlich hörte sie etwas hinter sich. Sie drehte sich panisch um und hinter ihr standen mehrere Untote. "Guten Abend, meine Lieben.", nuschelte sie leicht.

Angel verschränkte die Arme vor der Brust. "Sasha ist auch eine Frau. Frauen sind rar in diesen Zeiten.", erklärte er. "Was weiß ich denn, was Du mit Eve vorhast. Vielleicht denkst Du Dir auch, Gründer einer neuen Generation von Menschen zu werden und dafür willst Du sie benutzen." Nicht, dass Eve ihn da weit gebracht hätte. "Du hast irgendetwas mit ihr vor. Sie vertraut Dir vielleicht... ich ganz sicher nicht."

Eve sah aus der Ferne eine Person, die umhertorkelte und anschließend hinknallte. Hinter ihr eine Gruppe von Untoten. Moment, war das Sasha? "Sasha!" Schnell legte sie das Gewehr an und feuerte auf einen der Untoten, der leblos zu Boden sackte.

John verdrehte die Augen. "Nur weil du vielleicht so denkst, heißt es nicht, dass ich so denke. Ich habe nur mal die Nähe eines Menschen genossen. Einem anderen als Sasha." Er ging in eine Ecke und setzte sich hin. "Ich versteh dein scheiß Problem echt nicht."

Sasha drehte sich leicht wütend um. "Hau ab, Eve!", schrie sie das andere Mädchen an. Wieso brachte sie sich jetzt so in Gefahr?! Sasha würde sowieso nicht sterben. Das konnte sie nicht. Sie lebte um alle Tode um sich herum mitzuerleben. Davon war sie überzeugt. Das hier war ihre persönliche Hölle.
Sie drehte sich zu den Zombies um und richtete ihre Pistole auf sie. Vielleicht hätte sie doch nicht so viel trinken sollen. Ihre Hände zitterten leicht.

"Mein Problem ist, dass ich Typen wie Dich kenne.", giftete Angel ihn leicht an. "Ihr glaubt, ihr könnt jede haben, weil Frauen nix mehr als Objekte zum Vögeln sind, nicht?! Kleine Info: Eve ist anders. Ihr wurde viel zu oft von Kerlen wie Dir wehgetan. Und ich beschütze sie. Selbst wenn ich dann wieder zum Mörder werde."

Eve würde jetzt ganz bestimmt nicht abhauen. Angel hatte ihr doch beigebracht, wie man dieses Gewehr benutzte, nicht wahr?! Schnell lud sie nach, setzte das Gewehr an und schoss erneut. Wieder fiel einer um. "Komm, Sasha!!!", schrie sie, langsam rückwärts zur Krankenhaus-Tür gehen. Wenn sie erst mal drin waren, waren sie doch in Sicherheit!

John seufzte leicht. "Ich denke nicht so über Frauen." Er nahm einen Kaugummi aus seiner Hosentasche. "Im Gegenteil. Wie sollte ich sonst mit Sasha soweit gekommen sein, hm? Ich bin wie du. Ich will sie nur beschützen. Bring mich eben um, wenn du das willst. Viel Spaß dabei. Jedoch sei gewiss, dass Sasha sich rächen wird. Weil ich der letzte bin, den sie hat."

Sasha knurrte leicht. Sie konnte nicht aufstehen. Ihr Bein tat schrecklich weh. "Hau ab, Mann! Ich kann das alleine!", schrie sie. Durch ihr Schreien lockte sie nur noch mehr Untote an. Sie schoss zweien vor sich in den Kopf. Leider kamen sie immer näher.

Angel pustete sich eine lästige Strähne aus dem Gesicht und sah ihn lange an. "Beweis es. Beweis, dass Du meiner Schwester würdig bist und so über Frauen nicht denkst.", meinte er, plötzlich vergleichsweise ruhig, musste dann aber doch ein wenig schmunzeln. "Sasha und sich rächen? An mir?"

"Das glaubst Du doch nicht ernsthaft, oder?!" Eve schoss erneut. Zweimal, dreimal. Drei Untote weniger, blieben trotzdem noch sieben. Großartig. So schnell sie ihre Beine trugen, rannte sie zu Sasha und hievte sie auf die Beine.

John sah Angel ernst an. "Unterschätz Sasha nicht. Sie würde nicht dich angreifen. Sie würde dir das selbe Leid an tun, wie du ihr. Wäre nicht das erste mal." Er sah an die Decke. "Sie ist gefährlicher als sie scheint."

Sasha stieß Eve von sich weg. "Lass mich in Ruhe! Fass mich nicht an!" Sie war wirklich aufgebracht. "Geh zu deinem Bruder! Los! Dieses Arschloch wartet sicher schon auf dich!"

"Bin ich auch.", gab Angel zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Sonst wäre ich nicht hier."

Eve stolperte und knallte kurz hin, genau vor die Füße von einem Untoten, welchen sie aber mit ihrem Gewehrlauf mehr oder weniger aufspießte. "Vergiss es!!!", fauchte sie, packte Sasha schnell unterm Kragen und zerrte sie zurück ins Krankenhaus, wo sie mit Donnern die Tür hinter sich zuschlug und absperrte. "Man Sasha!" Sie schien wirklich aufgebracht.

"Das sagst du so. Ihr hattet hier wenigstens einen relativ sicheren Platz." John sah noch immer nach oben. Die letzten Wochen war wirklich anstrengend gewesen. Sie waren eigentlich die ganze Zeit nur auf der Flucht gewesen.

"Tze!", machte Sasha und sah sie trotzig an. "Du bist schön blöd, weißt du das?!"

Angel lachte trocken. "Ich glaube, Du verstehst mich nicht so ganz.", meinte er mit einem schiefen Grinsen, hob dann aber kurz den Kopf und sah Richtung Tür. 

"Höre ich öfter.", gab Eve patzig zurück. "Und Du wärst gerade fast krepiert." Sie musterte Sasha einmal kurz auf eventuelle Wunden.

"Was meinst du denn?", fragte John. Er hörte Sasha und stand auf. Was war denn nun schon wieder los?

"Als ob ich krepiert wäre!" Sasha fing an zu lachen. "Und dass du das öfter hörst, geschieht dir recht. Ist eben die Wahrheit! Ich kann auf deine Hilfe wunderbar verzichten und auf die von deinem behinderten Bruder ebenfalls!"

"Die Tür." Angel rappelte sich auf und ging mit schnellen Schritten zur Tür, wo er die beiden Mädchen vorfand.

Eve versteifte sich ein wenig, blieb aber professionell. Sie war schlimmeres gewohnt. "Du hast anscheinend nichts abbekommen.", stellte sie ruhig fest. "Kannst Du alleine laufen oder soll ich Dich auf ein Zimmer bringen?"

John ging Angel nach. Als er näher kam, merkte er sofort, dass Sasha nicht nüchtern war. "Nicht schon wieder.", murrte er leicht und drängte sich leicht an Angel vorbei.

Sasha verschränkte die Arme. "Lass mich endlich in Frieden!" Sie wirkte immer noch absolut sauer, aber als sie John sah, wurde ihre Stimme weich und sie breitete ihre Arme nach ihm aus. "John.", freute sie sich. "Bring mich hier weg, ja?"

Eve rappelte sich auf die Beine. "Sie gehört Dir.", meinte sie leise zu John und ging zu Angel, welcher mit dem Fuß leicht auf und ab tippte. "Eve." "Angel." "Wir müssen reden." "Muss das jetzt sein?"

John hob Sasha auf. "Warum machst du mir immer solchen Kummer?", fragte er leise und seufzte. Sasha hingegen schmiegte sich an ihn. "Ich hab dich so lieb, John!"

Eve verkrampfte sich ein wenig mehr und folgte Angel in ein Zimmer. "Eve..." "Spar Dir die Predigt, Angel." "Ich hab es Dir gesagt." "Hast Du." "Das sind also Deine Freunde? Dieser Kerl und das Mädchen, was Dich beleidigt?" "Kann schon sein." "Du bist immer noch so naiv wie früher." "Ich bin halt blöd."

John brachte Sasha in ein Zimmer und legte sie in ein Bett. "Du musst jetzt schlafen, Sasha."
Sasha sah ihn an. "Du bist böse.", vermutete sie.
"Du hast dich auch in Gefahr gebracht, um zu trinken!" John sah sie leicht wütend an. "Was soll ich denn ohne dich machen, hm?!"
"Du hast doch diese Eve da. Das wäre doch ausreichend."

Angel verpasste Eve eine deftige Ohrfeige. "Sag so etwas nicht!", fuhr er sie an, wurde dann aber ruhiger. Leg Dich schlafen oder so." Mit diesen Worten verschwand er aus Eves Zimmer und ging auf Patrouille.
Eve ließ sich auf ihr Bett sinken und seufzte kurz, während sie sich die geschlagene Stelle hielt.

"Nein!", widersprach John und seufzte. "Du bist meine beste Freundin und das wichtigste auf dieser Welt. Ich werde nicht zulassen, dass du dich selbst umbringst."
Sasha fing plötzlich an zu weinen.

Angel kam bei John und Sasha vorbei und lauschte wieder mal ein wenig. Für ihn war klar, auf welcher Seite John stand. Aber gut... er hatte es Eve gesagt, nicht?!

John trat dann aus dem Zimmer. Er ließ Sasha alleine weinen. Er ertrug es einfach nicht, sie so zu sehen.

Angel beobachtete ihn schweigend. Dieser Typ war einfach nur merkwürdig und das wurmte den Blonden. Konnte der nicht einfach mit Sasha verschwinden?

Eve stand vor einem zerbrochenen Spiegel und kämmte sich durch die Haare, dabei schluchzte sie immer wieder ein wenig.

John sah Angel an. "Kannst du mir einen Gefallen tun und Sasha trösten? Irgendwie? Ich kann sie so nicht sehen. Dann sehe ich nur, wie sehr ich eigentlich versage." Er verstummte kurz. Doch dann sprach er weiter: "Du hast gewonnen. Ich werde Eve in Ruhe lassen. Ich würde ihr wahrscheinlich auch nur unbewusst schaden, so wie Sasha."

Angel hob eine Augenbraue. "Sie trösten? Sie hat meine Schwester in Gefahr gebracht und beleidigt. Wieso sollte ich sie trösten?", fragte er und lehnte sich gegen die Wand. "Gut. Sie braucht nicht noch mehr Menschen in ihrem Leben, die sich nicht um sie scheren."

Eve setzte sich auf ihr Bett und vergrub den Kopf weinend im Kissen. Sie war so dumm! So dumm so dumm so dumm! Weinend schlug sie die Arme über dem Kopf zusammen.

"Da hast du wohl recht.", gab John schwach zurück und ließ sich an der Wand zu Boden sinken. Er konnte langsam nicht mehr. Was sollte er nur machen? Er hörte noch immer Sashas Weinen und hätte am liebsten mit geweint.