Geschichte

"Ich bin glücklich, solange ich bei dir sein kann.", gab Benjen zurück. "Ich habe für dich so viel auf mich genommen. Bitte akzeptiere einfach, dass du mir wichtig bist und es sich für mich lohnt, bei dir zu sein."

Lux nickte zögernd. Irgendwie war ihr jetzt etwas unwohl dabei.

Theo seufzte leise. Irgendwie wünschte er es sich, dass es nicht so wäre. Benjen würde sich damit nur unglücklich machen. "Wie Du meinst." 

Noel machte sich mit ihr auf den Weg zum Palast. Sie wirkte recht motiviert.

Benjen nickte, auch wenn Theo das nicht sehen würde. Er war jetzt nicht nur sein Freund, sondern auch sein treuer Begleiter, Leibwächter und Diener. Er würde alles sein, wenn er dafür bei seinem Freund sein durfte.

Lux ging mit ihr. Sie sah sich die Umgebung genau an und staunte über jede Kleinigkeit. Sie sah rosa Blumen und lief eilig hin. "Die sind aber schön." Ihre Augen glänzten vor Freude.

Theo seufzte ein wenig. "Hat mein Vater etwas wegen der neuen Bücher gesagt?", wechselte er dann das Thema.

Noel hob den Kopf und blickte fragend zu Lux. "Was? Die Blumen?"

"Er wird sie beschaffen lassen." Benjen setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen die Tür.

"Ja! Sie sind wunderschön." Lux schien total begeistert zu sein. Sie starrte wiederauf die Blumen. In diesem Moment gab es nichts Schöneres auf der Welt für sie.

"Erfreulich.", murmelte Theo und setzte sich mit dem Rücken zur Tür. "Gibt es sonst noch etwas zu berichten?"

Noel beobachtete sie schmunzelnd und verschränkte dabei die Arme. "Pflück Dir doch eine davon.", schlug sie vor.

"Nichts, was ich wüsste. Sobald ich etwas weiß, werde ich es dich wissen lassen."

Lux sah Noel erschrocken an. "Aber dann stirbt sie doch. So etwas Schönes sollte nicht einfach sterben."

Theo nickte und zog seine Knie an sich. "Vielen Dank, Benjen.", murmelte er und seufzte leise. "Wenn Du etwas zum Mittag willst, kannst Du dir gerne etwas holen."

"Töten ist etwas hart gesagt. Sie wächst doch wieder nach." Noel hob eine Augenbraue.

"Möchtest du vielleicht etwas?", fragte Benjen nach. Wie konnte er das Mittagessen vergessen?!

Lux schüttelte den Kopf. "Sie würde sterben."

Theo schüttelte den Kopf. "Ich nehme meistens nur Frühstück zu mir zu.", entgegnete er. "Zumindest, wenn ich so etwas wie Hunger verspüre."

"Nur die Blüte, die Du abpflückst. Aber an ihrer Stelle wächst eine neue."

"Das wird sich jetzt aber ändern.", meinte Benjen.

Lux runzelte leicht die Stirn. "Also würdest du auch jemanden umbringen, mich zum Beispiel, wenn einfach eine neue Harpyie dann geboren wird?"

"Wieso sollte es?" Theo zog die Augenbrauen hoch. "Es funktioniert doch ganz gut."

"Nein." Noel seufzte. "Du bringst die Blume damit echt nicht um. Es ist eher wie... ein Haarschnitt."

"Weil ich jetzt da bin. Und ich kümmere mich auch um dich. Nicht so wie alle anderen." Benjen klang etwas überheblich.

Lux sah die Blume an und schüttelte den Kopf. "Ich reiße ihr so den Kopf ab."

"Also haben sich alle anderen nicht um mich gekümmert?" Theo hob eine Augenbraue und schmunzelte ein wenig. Irgendwie putzig naiv, wie Benjen dachte.

Noel hob eine Augenbraue. "Wie Du meinst."

"Nicht richtig.", bestätigte Benjen. "Sonst wäre mal jemand auf die Idee gekommen, dass man dir helfen muss."

Lux sah die Blume an und dann Noel. "Glaubst du, dass ich zu dumm bin, um hier zu leben?"

"Ich wollte keine Hilfe.", erklärte Theo. "Ich wollte nicht von ihnen gesehen werden, weil mein Vater schon genug Schmerz wegen mir erdulden musste."

Noel schüttelte den Kopf. "Du musst höchstens noch ein bisschen was lernen, aber das ist normal."

"Das allein ist doch eigentlich ein Hilfeschrei.", meinte Benjen. "Dass du nicht gesehen werden willst. Es zeigt doch, dass es dir mehr ausmacht, als du zugeben willst. Auch wenn du immer meinst, dass du es wegen deinem Vater machst."

Lux nickte leicht. Hoffentlich hatte sie recht.

Theo hob irritiert den Kopf. "Nun, genau so ist es auch. Ich möchte meinem Vater nicht noch mehr Schande bereiten, indem ich mich der Öffentlichkeit präsentiere und das auch noch als schwach und hilfsbedürftig."

"Wir sind da." Noel deutete lächelnd auf den Palast des Königs.

"Du hast Angst davor verletzt zu werden.", meinte Benjen. "Das glaube ich zumindest."

Lux betrachtete den Palast. "Er ist riesig.", staunte sie.

Theo schüttelte den Kopf. "Nein, das stimmt so nicht." Das würde er bestimmt nicht zugeben. So egoistisch war er nicht. "An mir gibt es doch nichts mehr zu ruinieren."

Noel nickte. "Natürlich. Der König hat viele Bedienstete und Untergebene. Und natürlich auch Familie."

"Okay. Tut mir leid, dass ich so eine Vermutung aufgestellt habe."

"Und dann hat er noch Platz für uns?"

Theo seufzte. "Ich wünschte, ich hätte Dir etwas interessanteres zu bieten.", meinte er leise und man meinte, den alten Theo ein wenig herauszuhören. Immer eingespannt in seine Pflichten, zu wenig Zeit für seinen besten Freund. 

"Er sucht immer gute Fabelwesen, die für ihn arbeiten können, schätze ich." Noel zuckte mit den Schultern.

"Es ist okay.", meinte Benjen. "Bald gibt es vielleicht interessante Dinge."

Lux seufzte leicht. Sie wollte doch nicht für andere arbeiten, sondern einfach nur die Welt kennen lernen. Aber das hatte wohl einfach seinen Preis.

Theo schüttelte den Kopf, selbst wenn Benjen das nicht sehen konnte. "Ich bewundere Dich für Deinen Optimismus."

"Was nicht heißt, dass Du die Welt nicht erkunden kannst. Aber ohne Geld wird das auf Dauer schwierig."

Benjen lachte leicht. "Er hat mich bis hier her gebracht."

"Nun ja...", fing Lux an. "Ich habe eigentlich wenig Interesse daran, Menschen zu jagen. Ich hoffe, dass er mir eine andere Aufgabe gibt."