Geschichte

Benjen lächelte ihn an. "Ich bin einfach nur gerne für dich da. Weil du mein Freund bist."

"Aber so sind doch nicht alle." Lux legte den Kopf schief. "Doch eher die wenigsten, oder nicht?"

Theodor legte den Kopf ein wenig schief. "Denkst Du wirklich so über mich?", hakte er nach. "Oder sagst Du das nur, weil ich Dein Meister bin?"

"Die Meisten.", korrigierte Noel sie. "Was meinst Du, warum ich nirgendwo fest wohnen bleibe?"

Benjen sah Theo verwirrt an. "Denkst du wirklich, dass ich all die Jahre der Ausbildung auf mich genommen hätte, wenn du nicht mein Freund wärst?"

"Ich denke nur, dass du Angst hast.", meinte Lux. "Davor, was andere über dich denken."

Theodor seufzte. "Ich... denke, vermutlich nicht?", meinte er und grinste hilflos. Oh Mann, wenn er jetzt nicht seine Bandagen tragen würde, sähe er bestimmt extrem gruselig aus. 

"Na ja, es ist nicht schön, wenn morgens dick und fett Transe auf dem Fenster steht.", erklärte Noel.

Benjen lächelte und ließ ihn endlich los. "Richtig. Ich hätte das alles sonst nicht gemacht."

Lux sah Noel in die Augen. "Ich denke nicht, dass dir das überall so passieren würde. Außerdem denke ich schon, dass du Freunde finden kannst."

Theodor seufzte. "Du hast ja Recht." Plötzlich kippte er nach vorne und landete mit dem Bauch auf dem Boden, was ziemlich klatschte. 

Noel seufzte. "Das war schon immer so. Schon als ich klein war..." Sie verstummte und schüttelte den Kopf.

Benjen hockte sich neben ihn. "Theo! Alles okay? Was ist los?!" Er wirkte sofort ziemlich besorgt.

"Schon immer?", fragte Lux nach. "Obwohl du so nett bist? Das glaube ich nicht..."

"Ich hab das Gleichgewicht verloren.", erklärte Theo leicht zerknirscht. "Das geschieht mir öfter, seit meine Flügel..." Er verstummte und rappelte sich mühsam auf. Seine Bandagen im Gesicht waren leicht blutbefleckt.

"Doch, ist wahr..." Noel sah ausweichend zur Seite. Sie mochte darüber nicht mehr reden.

"Hast du dich verletzt?", fragte Benjen nach. "Wir werden dafür sorgen, dass dir jemand hilft. Versprochen."

Lux nahm Noels Hand. "Das tut mir wirklich leid. Also sind nicht nur die Menschen grausam."

"Kann sein..." Theo fasste sich kurz an die Stelle, wo seine Nase sein sollte, und zuckte leicht zusammen. "Autsch..."

"Alles in Ordnung." Noel lächelte sie freundlich an.

Ben half ihm auf. "Brauchst du einen Arzt?", fragte er nach.

Lux lächelte sie aufmunternd an. "Jetzt hast du ja mich, nicht wahr?"

Theo schüttelte schnell den Kopf. "Nein... gibt eh nicht mehr viel zu ruinieren an mir.", meinte er leicht zynisch und sah ihn an. "Wollen wir jetzt noch gehen?"

Noel nickte. "Ja... jetzt hab ich Dich..."

Benjen sah ihn besorgt an. "Geht es wirklich?", fragte er nach. Ihm war nicht ganz wohl dabei. Immerhin blutete sein Herr.

Lux lächelte freundlich. "Willst du nicht mit kommen zu dem Zirkel?"

Theo nickte langsam und fasste sich kurz an die Nase. "Geht schon, ehrlich. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich auf dem Boden lande. Früher bin ich doch auch dauernd abgestürzt und es ist nichts passiert, oder?" Aufmunternd lächelte er - bis ihm auffiel, dass Benjen das eh nicht sehen konnte, und seine Augen wieder ernst wurden. 

"Warum nicht?" Noel lächelte freundlich und nickte. Das würde ein Spaß werden. "Sag mal, was hast Du eigentlich in dem Zirkel genau vor?"

Benjen lachte kurz. "Wohl wahr. Du konntest dein Gleichgewicht damals auch kaum halten und deine Flugkünste waren auch nicht die besten." Er lächelte leicht bei den Erinnerungen. Es war eine so schöne Zeit gewesen... Er wünschte er könnte die Zeit zurück drehen.

"Ich will so viele verschiedene Wesen treffen und alles lernen, was es hier zu lernen gibt. Ich möchte die Welt kennen lernen und Freunde finden. Erst wenn ich meinen Drang nach Wissen ausreichend gestillt habe, will ich zurück zu meiner Familie und ihnen von all dem berichten. Das ist mein Traum." Als Lux davon erzählte, lächelte sie glücklich und ihre Augen glänzten voll Tatendrang. "Vielleicht, wenn es hier schön genug ist, werden wir auch aus dem Norden kommen und uns hier ein zu Hause aufbauen."

Theo nickte. "Insofern ist es vielleicht gut, dass er mir die Flügel abgerissen hat, oder?!" Plötzlich musste er grinsen. Sehr schräg grinsen. Nach einigen Augenblicken lachte er plötzlich, aus heiterem Himmel. Es war kein fröhliches Lachen, eher... wahnsinnig, wie jemand, der lachte, um horrende Schmerzen auszuhalten.

Noel lächelte ein wenig. Das Mädel war ganz schön naiv, aber vielleicht ließ sich damit ja was anfangen. "Das klingt... schön.", meinte sie.

"Nein." Benjen sah ihn ernst an. "Es ist nicht gut. Ich verstehe auch nicht, wie du da lachen kannst." Er fand das gerade wirklich ätzend. Wie konnte sein bester Freund über so etwas lachen? Das ging gar nicht.

Lux griff nach Noels Hand. "Irgendwann nehme ich dich mit in den Norden. Damit du sehen kannst, wie ich lebe oder gelebt habe. Damit du verstehst, warum sich etwas ändern muss."

Theos manisches Lachen hallte über den ganzen Flur und er krümmte sich ein wenig, ehe er sich endlich beruhigte. "Es... es ist doch komisch, oder? Eine Fee ohne Flügel oder Gesicht? Komm schon. Ich bin zum Lachen. Lächerlich, verstehst Du?!" Seine Augen funkelten irre, als wäre er nicht ganz bei sich.

Noel hob kurz den Kopf und musste ein wenig schmunzeln. "Wenn Du mich tragen kannst. Ich hab ja keine Flügel.", meinte sie und legte den Kopf schief. "Ist es so schlimm?"

"Ich finde nicht, dass du lächerlich bist." Benjen sah ihn schon fast wütend an. "Ich glaube, du solltest dich ausruhen. Ich werde dich fürs erste allein lassen."

"Du musst dich nur gut genug fest halten, dann dürfte ich dich tragen können. Nur brauche ich ja meine Arme zum Fliegen." Lux grinste ihre Freundin an. "So schlimm ist es eigentlich nicht. Wenn man gerne im ewigen Nichts wohnt."

Das wahnsinnige Funkeln in Theos Augen erlosch mit Benjens Worten und er nickte nur. "Wie Du willst." Mit diesen Worten machte er kehrt und die Tür fiel vor Benjens Nase ins Schloss. Man hörte, dass er die Tür wieder zuschloss und sich anschließend von dieser entfernte.

Noel grinste schief. "Du weißt ja nicht, wie viel ich wiege.", meinte sie lachend und legte den Kopf leicht schief. "Ewiges Nichts... klingt irgendwie unspannend, sorry."

Benjen seufzte leicht. Was war nur in ihn gefahren? Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Theo war weder ein Monster, noch lächerlich oder sonst was. Er war sein bester Freund, ein guter Mann.

"Es ist auch nicht sonderlich spannend.", räumte Lux ein.

"Ich kann hören, dass Du noch da bist.", drang es dumpf hinter Theos Tür hervor. "Geh jetzt. Du hattest es ja eh vor. Mach von mir aus, was Du willst."

Noel nickte. "Dann ist diese Welt vermutlich der bessere Ort für Dich.", meinte sie. "Ich meine, was gibt es Spannenderes, als Menschen zu bekämpfen?" Sie grinste schief.

"Ich sagte nur, dass ich Sie alleine lasse, mein Herr. Als Leibwächter muss ich vor ihrer Tür Wache halten. Selbst wenn Sie mich weg schicken wollen, König Eddart hat mir den Befehl gegeben. Nur wenn er es mir befiehlt, werde ich gehen." Benjen war wieder so extrem förmlich, wie er nur konnte.

Lux runzelte leicht die Stirn. Sie wollte nich kämpfen. Deswegen war sie nicht da...

Theos Kiefer spannte sich an. "Toll.", knurrte er kaum hörbar und wickelte sich mühsam aus der Kleidung, die er für seinen Ausflug nach draußen angezogen hatte. "Keine Sorge. Ich werde dich bestimmt nicht nochmal hier hinein zwingen."

"Tschuldige." Noel grinste immer noch, beruhigte sich aber langsam. Sie bemerkte Lux verwirrten Blick und schüttelte den Kopf. "Nein. Die Soldaten kümmern sich um die Menschen."

"Dankeschön.", gab Benjen nur trocken zurück. Wenn sich Theo so verhielt, würde er ihm sowieso nicht helfen können. Er musste schon so an sich glauben, wie es Benjen tat.

"Wieso sollte es richtig sein, sie zu töten?", fragte Lux und sah nachdenklich auf den Tisch. "Sind wir dann nicht nur wieder wie sie?"