Geschichte

Theo wollte gerade die Treppe hochgehen, hielt dann aber inne. "Zunächst einmal, darf ich tagsüber gar nicht draußen sein. Die Sonne schadet meiner Haut noch mehr, als ohnehin schon. Und zweitens ist es so, dass mich dort alle sehen würden. Und das möchte ich nicht. Ich will nicht, dass mein Vater noch mehr Kummer wegen mir hat, als ohnehin schon..." Er drehte sich wieder zu Benjen. "Ich habe keine Angst davor, dass mir jemand wehtut. Ich will nicht, dass mich jemand so sieht."

Noel schnitt ihr eigenes Steak zunächst klein, sah aber auf. "Ähm... ich denke, Besteck zu benutzen ist für Dich keine Option?", fragte sie und legte den Kopf leicht schief.

"Wenn es dich nur stört, was dein Vater darüber denken würde oder du ihn blamieren würdest, dann sei für die Zeit halt jemand anderes. Das mit der Sonne und der Haut kriegen wir sicher auch irgendwie hin." Benjen sah Theo ehrgeizig in die Augen. Wenn der Prinz irgendwann etwas ändern wollte, würde er ihm immer zur Seite stehen. Allerdings würde er es auch, wenn Theo sein Leben weiter so verbringen wollte.

"Was ist Besteck?", fragte Lux und wurde leicht rot.

Theo seufzte und hielt Benjens Blick nur für einen Augenblick stand, ehe er ihn abwandte. "Das ist es nicht. Es ist... ich widere die Leute an, mit meiner Haut und dem Gesicht..." Seufzend drehte er den Kopf zur Seite und starrte das Buntglasfenster an. "Du weißt nicht, wie sie mich angestarrt haben... und wie mein Vater mich angesehen hat..." Er schüttelte leicht den Kopf. "Ich will nicht, dass er noch mehr leidet..."

Noel hielt ihr Besteck in die Höhe. "Das hier. Damit schneidest Du das Fleisch klein und damit hebst Du es dann auf.", erklärte sie und deutete dabei abwechselnd auf Messer und Gabel.

"Dann ist es doch endlich Zeit, etwas dagegen zu tun!", meinte Benjen überzeugt. Er hielt Theo eine Hand hin. "Niemand muss wissen, dass wir gehen."

Lux runzelte etwas die Stirn. Dann versuchte sie es selbst, aber ihre Flügel blockierten das Ganze etwas. Doch mit Müh und Not schaffte sie es irgendwie ein Stück abzuschneiden und sich in den Mund zu stopfen.

Theo blickte ihn immer noch ein wenig zweifelnd an und streckte nur zögernd die Hand aus, zuckte dann aber doch zurück. "Und wenn er bemerkt, dass ich fort bin?"

"Brauchst Du vielleicht Hilfe?", schlug Noel sanft vor.

"Wie soll er es merken? Niemand hat dich seit wie vielen Jahren gesehen?" Benjen sah seinem Freund tief in die Augen. "Keine Angst, junger Prinz. Ich bin für dich da. Für immer."

Lux sah leicht bedrückt auf ihren Teller. "Wie denn? In dem du mich fütterst? Damit alle hier sehen, dass ich alleine aufgeschmissen bin?"

Theodor seufzte. "Nun gut. Lass mich mich nur eben umziehen.", meinte er und ging eben in den oberen Teil seines Zimmers. Wenig später kam er wieder herunter, in einem etwas anderen Outfit als vorher, was eher für draußen gedacht war. "So..."

"Nein, ich könnte es Dir kleinschneiden... das wäre dann einfacher.", bot Noel an.

Benjen grinste über das ganze Gesicht. "Du traust dich wirklich?" Er freute sich sehr. Wie lange hatte er davon geträumt, wieder mit Theo Abenteuer zu bestreiten?

Lux schüttelte betrübt den Kopf. "Lieber nicht. Ich muss es schließlich lernen oder nicht?"

Theodor nickte leicht. "Ich... denke..." Er ging langsam zur Tür und begann, die Schlösser nach und nach aufzuschließen.

"Nun, wie Du willst." Noel lächelte leicht und aß langsam.

Benjen grinste immer noch. Er war einfach zu glücklich. Seine Rute schlug wild um sich. Das jetzt erst der schwere Teil kam, war ihm gar nicht bewusst. "Wir gehen raus!", freute er sich.

Lux nickte leicht. Sie steckte sich das erste Stück in den Mund und ihre Augen leuchteten. Es war unglaublich lecker!

Theodor öffnete dann leise die wuchtige Tür. "Bitte, nach Dir.", meinte er und deutete auf die geöffnete Tür. Er bemerkte, wie Benjen drauf war, was ihn ein wenig 'lächeln' ließ.

Noel beobachtete ihre Reaktion zufrieden und aß weiter.

Benjen ging vor auf den großen Flur. "Wo sollen wir als erstes suchen?"

Lux verschlang das Steak dann relativ schnell. Die Benutzung von Messer und Gabel schien plötzlich kein sehr großes Problem mehr zu sein.

Theo folgte langsam, blieb aber auf der Türschwelle stehen. "I-ich..." Er krallte sich leicht an der Tür fest und schüttelte den Kopf. Monster... Missgeburt... "Das war eine dumme Idee. Ich kann das nicht..."


Noel aß weiter und beobachtete Lux dabei zufrieden. "Siehst Du. Geht doch."

Benjen sah ihn verwirrt an. "Aber wieso nicht?" Er wirkte plötzlich geknickt. "Ich dachte, wir wollen dein Leben wieder verändern. Aber in deinem Zimmer wird das nie etwas."

Lux nickte eifrig. "Das war wirklich lecker. Wir sind nie auf die Idee gekommen, unser Essen über Feuer zu halten."

Theo biss sich auf die Unterlippe (soweit das bei seinem verstümmelten Mund überhaupt noch möglich war) und schüttelte energischer den Kopf. "Ich kann nicht... die sollen mich nicht sehen... ich... Missgeburt... ich...." Er hielt sich leicht den Kopf.

Noel verzog ihre Mundwinkel zu einem Lächeln. "Freut mich, dass es Dir geschmeckt hat."

"Das bist du nicht!", sagte Benjen energisch. "Jemand hat dich zu dem gemacht, was du jetzt bist! Doch wir werden versuchen es rückgängig zu machen! Außer natürlich, du willst das gar nicht."

"Sehr sogar. Vielen Dank."

Theodor sah zu Benjen. "S-sie werden wieder schreien....", stammelte er ein wenig vor sich hin. "Und sich übergeben... und..."

Noel lächelte sanft und hatte dann bereits aufgegessen. Wunderbar... "Ach, da nicht für."

"Wer sollte das tun?", fragte Benjen. Er nahm seinen Freund in den Arm. "Wer sich auch nur traut, etwas zu sagen, dass dich verletzt... Ich werde ihm eine Lektion erteilen, die sich gewaschen hat."

Lux lächelte glücklich. "Ich freue mich so, dass ich jetzt schon so schnell eine neue Freundin gefunden habe."

Theodor zuckte kurz zusammen, als Benjen ihn einfach so umarmte, als fürchte er, wieder Schmerzen zu erleiden. Dann aber entspannten sich seine verkrampften Schultern und er seufzte. "Die Heilerelfen meines Vaters...", murmelte er. "Als sie mich gesehen haben... nachdem ich wieder hier war..."

Noel nickte. "Das kann ich nur zurückgeben. Normaler Weise haben nicht viele was mit mir zu tun."

Benjen schüttelte leicht den Kopf. "Wenn jemand so reagiert, weiß man, dass sie nicht einmal helfen wollen. Deswegen haben sie nie einen Weg gefunden."

"Ich verstehe aber nicht, warum." Lux verzog leicht den Mund. Sie sah aus, als würde sie angestrengt über etwas nach denken.

Theo sah ihn an und verzog kurz seinen Mundwinkel. "Ich kann es ja verstehen. Was meinst Du, wie ich reagiert habe, als ich wieder in einen Spiegel geschaut habe.", meinte er mit einem Schulterzucken und lehnte seine Stirn kurz an Benjens Kopf. 

Noel lachte ein wenig. "Es liegt vermutlich... an meiner Gabe."

Benjen drückte ihn eng an sich. "Das ist aber nicht richtig.", flüsterte er ihm zu. Er wollte nicht, dass es Theo schlecht ging. Was sollte er denn jetzt machen? "Lass uns einfach hier bleiben, wenn du nicht gehen willst. Egal was du tun willst, ich bleibe für immer an deiner Seite."

Lux sah sie aufgeregt an. "Eine Gabe? Welche denn?! Also ich bin temperatur unempfindlich! Ist das nicht cool? Deswegen könnte ich selbst nackt in den Bergen im Winter überleben."

Theo betrachtete ihn ein paar Sekunden aus dem Augenwinkel und seufzte dann. "Ich weiß ja, dass ich raus muss. Es fällt mir nur... schwer.", erklärte er leise. Er wollte seinem besten Freund jetzt keinen Dämpfer verpassen."

Noel lachte ein wenig bei der Vorstellung. "Das ist cool - im wahrsten Sinne." Sie grinste schief, senkte dann aber die Stimme zu einem Flüstern. "Ich kann mich... verwandeln. Ins andere Geschlecht, wenn ich will."

"Dann warten wir, bis du bereit bist." Benjen kuschelte sich leicht an ihn. Es tat so gut, ihn im Arm zu halten.

Erst sah Lux etwas verwirrt aus, dann ordnete sie ihre Gedanken und bekam ein begeistertes Gesicht. "Wirklich? Das ist doch auch mega klasse! Wieso sollte man dich deswegen nicht mögen?"

Theo schaute ihn doch ein wenig irritiert an, sagte aber dazu erst einmal nichts. Irgendwie tat ja körperliche Nähe auch gut. "Danke Benjen. Du bist wirklich... der beste Freund, den einer wie ich haben kann."

Noel zuckte mit den Schultern. "Manche nennen mich Transe, Schwuchtel oder auch Lesbe. Nicht nur bei den Menschen gibt es Intoleranz."