Geschichte

Cobalt nickte. "Und wie wollen Sie ihn kurieren? Sie können ihn ja wohl kaum einsperren, bis er wieder normal wird... aber es ist gefährlich, wenn er weiterhin nachts herumstreunt und... unschuldige Vampire abschlachtet."

"Das habe ich damit nicht gesagt und auch nicht gemeint." Bloodwyn sah sie ausdruckslos an.

"Ich weiß es noch nicht.", gab Cole zu. "Aber sollen wir alle in Gefahr bringen? Einsperren können wir ihn nicht. Sein Meister hat es dann auf mich abgesehen."

"Ich hasse es, wenn du das tust.", sagte Annie, als sie in sein Gesicht sah. "Dein Körper und deine Lippen sprechen zwei unterschiedliche Sprachen." Sie schüttelte den Kopf. "Wie soll ich es ernst nehmen, dass du mich hier haben willst, wenn du es so sagst, als würdest du mich los werden wollen? Wie soll ich denn so denken, dass wir irgendwann Freunde werden könnten? Sags mir! Wie?!" Sie sah ihm direkt in die Augen.

Cobalt seufzte. "Wenn wir aber nichts machen, wird er entweder weitermorden oder irgendwann zusammenbrechen und vielleicht sterben. Das ist doch... aussichtslos. Egal, was passiert, am Ende kommt immer jemand zu Schaden."

"Ich benehme mich genau so, wie ich spreche. Ich weiß nicht, was Dein Problem ist." Bloodwyn hob eine Augenbraue. "Ich rede doch vollkommen normal..."

"Wir kriegen das irgendwie in den Griff.", versicherte Cole.

Annie ballte die Hände erneut zu Fäusten. "Du kannst dich ja nicht selbst sehen!" Dann wurde sie ganz ruhig. Sie sah ihn ausdruckslos an und sprach monoton: "Ich mag dich wirklich gerne." Dann sah sie ihn wieder wütend an. "Würdest du es mir abkaufen, wenn ich es so sagen würde?!"

"Und wie? Wir können ihn nicht frei rumlaufen lassen. Wir können ihn nicht einsperren. Alles, was wir machen können, ist zusehen, wie er sich selbst zugrunde richtet." Cobalt seufzte.

"Ja.", antwortete Bloodwyn unbeeindruckt. Warum denn auch nicht?"

Cole sah auf die Uhr. "Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Einerseits frage ich mich, ob ein Freund ihm helfen würde, oder ob er nur noch mehr Schaden anrichtet."

Annie schüttelte den Kopf. "Du...", fing sie an. Sie bekam vor Wut Tränen in den Augen. "Du verstehst mich einfach nicht. Deine Ausdruckslosigkeit verletzt mich, weil ich dadurch nicht weiß, ob du lügst oder nicht. Ich würde gerne wissen, ob du überhaupt Interesse an einer Freundschaft hast. Doch ich glaube, dass egal, was du sagst, für mich wie ein Nein klingen wird. Weil du nie Gefühle zeigst. Weil dir anscheinend immer alles egal ist."

"Sie müssen los, nicht wahr?!", fragte Cobalt und stand auf. "Ich muss eigentlich auch los, Annie und ich wollten uns in einer Viertelstunde treffen." Er nickte kurz. "Ich bedanke mich sehr für dieses Gespräch."

"Nein, ich verstehe es nicht. Ich rede so, wie ich immer rede." Bloodwyn zuckte leicht mit den Schultern. "Wenn Du damit ein Problem hast, bin ich daran nicht Schuld."

"Du kannst jederzeit wieder kommen.", sagte Cole lächelnd.

Annie biss die Zähne zusammen. Sie war unglaublich wütend. "Genau das bestätigt mir nur noch mehr, dass ich für dich ein Nichts bin." Sie sah von ihm weg. "Ich verstehe nicht, wieso ich mich so bemühe, um Kontakt zu dir zu haben. Langsam müsste ich doch lernen, wieso du keine Freunde hast. Du bist Verletzung in Person."

Cobalt nickte. "Ich komme vielleicht auf das Angebot zurück.", murmelte er und ging langsam in Richtung Cafeteria. Das Gespräch hatte ihn nachdenklich gemacht.

"Ich verstehe Dich nicht." Bloodwyn stand auf. "Du kommst hier herein, bist zuerst nett und schnauzst mich dann an, weil ich nicht so funktioniere, wie Du es erwartest."

Cole packte seine Sachen zusammen und ging dann.

Annie sah Bloodwyn an. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie sah kurz auf eine Uhr im Zimmer. "Ich muss jetzt gehen. Cobalt wartet auf mich.", sagte sie und ging zur Tür, stolperte jedoch und knallte mit den Kopf gegen diese. "Ach scheiße.", fluchte sie dann und hielt ihre blutige Nase.

Bloodwyn sah auf und ging zu ihr. "Du blutest.", stellte er fest und berührte mit der Hand unwillkürlich das Blut, was aus ihrer Nase lief. Ihm fiel nicht einmal aus, wie er es auf seinen Finger schmierte und sich diesen anschließend in den Mund steckte.

Annie sah ihn verängstigt an. "Wa-Was tust du da?", fragte sie panisch und rutschte enger an die Tür, um von ihm weg zu kommen.

Bloodwyn sah auf und stolperte ein paar Schritte zurück. "Was machst DU?!", fragte er zurück. Auf einmal wirkte er richtig verängstigt, beinahe panisch. "Warum bist Du hier?! Was willst Du?!"

Annie sah ihn noch immer panisch an. "I-ich...", stammelte sie, brachte aber kein Wort heraus. Sie starrte ihn einfach nur an. Sie saß da, wie ein Kaninchen vor der Schlange.

Bloodwyn starrte sie mit glühend roten Augen an und schien hin- und hergerissen. Er stürmte zu ihr, wollte seine Zähne in ihrer Nase versenken, zuckte aber plötzlich bei dem Geruch zurück und starrte sie an. "Hau ab!!!"

Annie konnte sich nicht bewegen. Sie war in eine Schockstarre verfallen. Sie starrte ihn nur an. Langsam sickerte das Blut aus ihrer Hand und tropfte auf den Boden.

Bloodwyn zitterte, sodass man seine Knochen fast klappern hören konnte. "Hau ab! Nein, bleib!" Er packte sie an den Armen, rammte ihre Hände gegen die Wand und starrte sie an. "Was machst Du mit mir?!", fauchte er.

Annie starrte ihn nur an. Dadurch dass er die Hände gegen die Wand drückte, lief das Blut über ihren Mund. Sie zitterte vor Angst. Warum kam denn niemand und half ihr?

Bloodwyn starrte begierig und gleichzeitig ängstlich auf das Blut an ihrem Mund. "Hör auf damit!", flehte er leise, kam ihr gleichzeitig immer näher und öffnete schon leicht den Mund - fast, als wolle er sie küssen, nur nicht halb so romantisch.

Annie kniff die Augen zusammen. Sie versuchte ihre Arme zu befreien, aber schaffte es nicht. Sie traute sich nicht, den Mund aufzumachen, um irgendwas zu sagen. Sie war völlig in seiner Gewalt.

Bloodwyn leckte das Blut von ihrem Mund, fast wie ein Hund, der etwas Köstliches am Mund seines Herrchens entdeckt hatte. Begierig schnüffelte er nach mehr und versenkte seine Zähne dann in Annies Lippe.

Annie versuchte sich zu wehren. Sie drehte ihren Kopf weg, wodurch ihre Lippe etwas angekratzt war und auch leicht blutete. "Bloodwyn. Hör auf.", flehte sie zitternd. "Bitte."

Bloodwyn saugte sich an dem Kratzer fest wie ein Blutegel und begann, ihr Blut zu trinken, als er plötzlich am Kragen gepackt und von ihr weggezerrt wurde.

Annie sah auf. Jemand war ihr zur Rettung gekommen. Zum Glück. Sie hielt sich die Lippe. Ihre Nase hörte langsam auf zu bluten.

Vlad schleuderte Bloodwyn auf sein Bett und starrte ihn hasserfüllt an. "Bleib!", befahl er ihm in einem Tonfall, der vermutlich aus einem bissigen Drachen ein zahmes Schoßhündchen gemacht hätte. Leise jaulend kauerte Bloodwyn sich auf dem Bett zusammen und bewegte sich nicht merh.