Geschichte

Katniss nickte kurz. "Ich werde dann das Zimmer beziehen.", sagte sie und deutet auf ein Zimmer, dass zwischen Küche und Bad lag. Sie ging dort auch gleich rein, um den Männern ihr Gespräch zu ermöglichen.

Levi sah Falk an. "Was möchtest du?", fragte er. Er wirkte noch immer freundlich.

Falk nickte und sah Levi ernst an. "Erstens: wenn Du Katniss auch nur noch einmal so anschaust, angräbst oder sonst irgendetwas machst, lasse ich Dich verdampfen. Zweitens: Dir ist schon aufgefallen, wer der kleine Junge ist, den Du angeschleppt hast, oder?!"

Levi seufzte und verdrehte die Augen. "Erstens: Vorhin hast du sie noch nicht mal mit dem Arsch angeguckt und jetzt machst du so ein Theater?" Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Zweitens: Ich weiß vieles. Wir haben genug Spione im Schloss. Doch der kleine könnte ein guter Köder sein, oder nicht?"

Falk verschränkte die Arme. "Ist doch meine Sache. Ich wollte Dich nur vorwarnen." Er hob eine Augenbraue. "Und Du hast keine Angst, dass er gefährlich sein könnte oder Raven Euch auseinander nimmt, wenn er erfährt, dass Ihr seinen Sohn gekidnappt habt, richtig?!"

Levi reckte das Kinn nach vorne. "Ist es tatsächlich nur deine Sache oder machst du sie damit nur kaputt? Wie lange hält diese "mein Mädchen"-Geschichte? Wie lange dauert es, bis du wieder keine Lust auf sie hast?" Er hatte das eher als Herausforderung angenommen, als als Drohung. "Und zu Prism. Solange er sich hier sicher fühlt und alle freundlich zu ihm sind, wird er nicht zur Gefahr."

Katniss zog den Mantel aus und legte sich auf das Bett. Es war so weich und bequem, dass sie schnell einschlief. Immerhin hatte sie die ganze Nacht nicht geschlafen.

"Du hast doch keine Ahnung davon, schließlich kennst Du mich nicht." Falk funkelte ihn an. "Und Du glaubst wirklich, dass alle freundlich zu dem Sohn des tyrannischen Königs sein werden. Ja ne, ist klar." Er hob eine Augenbraue.

"Katarina wird dir später den Plan erklären. Sie ist noch hier der Boss." Levi zuckte mit den Schultern. "Sobald du Katniss verletzt, werde ich da sein, um sie zu trösten. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich doch für mich entscheidet." Er grinste ihn an.

"Du hältst Dich auch für was Besseres, wie?!" Falks Augen sprühten förmlich vor Wut und verdunkelten sich. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und in ihnen knisterte es, aber noch mahnte er sich selbst zur Ruhe. "Ich glaube im Übrigen kaum, dass Raven auf Eure Erpressung eingehen wird. Er weiß ja nicht mal, dass sein Sohn weg ist."

Levi grinste lässig. "Keine Sorge. Er wird es schon noch merken." Er ging einen Schritt auf Falk zu. "Es ist schön, dich wieder zu haben, Alter. Gut zu wissen, dass unser Geschmack bei Frauen noch immer der selbe ist."

Falk ging einen Schritt rückwärts. "Ich habe keine Ahnung, wer Du bist und ehrlich gesagt, will ich es auch gar nicht wissen. Deine Freundin oder was auch immer sie ist, wollte Unschuldige umbringen. Mag sein, dass Raven böse ist, aber gut seid Ihr auf gar keinen Fall." 

Prism sah sich verunsichert um. "Hallo?" So langsam wurde ihm in den engen Sachen kalt und er fühlte sich zunehmend unwohl. Warum gafften ihn die anderen so an? Hatte er irgendwas falsch gemacht?

Levi verdrehte die Augen. "Sie war in dem Moment verzweifelt. Sie sucht seit Monaten nach dir. Wir haben seit Monaten nach dir gesucht und du wolltest nicht freiwillig mit kommen." Er musterte Falk. "Du hast wirklich alles vergessen, was? Dass wir seit wir kleine Kinder waren, die besten Freunde waren. Dass du sogar mit Kata geschlafen hast." Er grinste etwas, als er das sagte.

Ein Sturmkind kam zu Prism. "Möchtest du vielleicht etwas zum Anziehen haben?"

"Meine Erinnerungen fangen da an, wo ich mit ein paar hundert Stundenkilometern Richtung Erde sause." Falk zuckte mit den Schultern. "Wie gesagt, ansonsten - nichts mehr. Warum Raven mich so hasst, erschließt sich mir auch nicht so ganz."

Prism sah auf und nickte zögernd. "Das wäre... sehr nett, vielen Dank.", meinte er leise und sah schüchtern auf den Boden. "Ich bin Prism..."

"Du hast dich abgewandt, als er auf die grandiose Idee kam, eure Eltern durch einen Unfall sterben zu lassen. Ebenso wie meine und Katarinas." Levi ballte seine Hände zu Fäusten bei der Erinnerung. "Er wollte, dass du an seiner Seite bleibst, aber das hast du nicht getan."

Das Sturmkind ging mit ihm in ein Zimmer und öffnete einen Schrank. Er war voll mit Klamotten. "Dann such dir ruhig mal was aus."

"Tut mir leid, da klingelt bei mir nichts." Falk schüttelte den Kopf. "Ich... ich meine aber, mich an... irgendwas zu erinnern. Ein Mädchen, so groß in etwa, fünf Jahre alt?" Er zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich gehe jetzt..."

Prism suchte sich etwas raus, was seinen alten Sachen am ähnlichsten sah: ein blaues Gewand und ein passender Hut. "Das... das hätte ich gerne."

"Wir sehen und später. Wenn Katarina mit der Kleinen fertig ist, will sie sicher mit euch reden. Vorallem mit dir." Levi zuckte mit den Schultern und verließ den Flügel.

Das Sturmkind nickte. "Das ist okay.", sagte es und lächelte ihn an.

Katniss schlief noch immer tief und fest.

Falk seufzte und ging erst einmal in eins der Zimmer, um sich dort aufs Bett fallen zu lassen. Mittlerweile waren es zweiundsiebzig Stunden ohne Schlaf... Als hätte ihn ein wütender Gott erschlagen, schlief er ein, als er das Kissen berührte. 

Prism lächelte zurück. "Wo... wo darf ich mich denn umziehen?"

"Ich geh raus und du kannst es einfach hier machen." Das Sturmkind verließ das Zimmer und ging wieder in die Halle.

Prism schälte sich aus dem engen Anzug und schlüpfte in die Sachen. Sie waren ihm ein wenig zu groß, aber das war okay. Er würde schon hineinwachsen. Langsam ging er zurück zur Halle und sah sich nach jemandem um. "Kann... kann ich mich irgendwo erhöht hinsetzen?", fragte er zögerlich. "Ich... ich muss meinem Papa zeigen, dass es mir gut geht..."

"Leider kann man sich hier nirgends hoch hin setzen. Immerhin ist dies unser Versteck.", antwortete ein Sturmkind lächelnd.

Katniss träumte davon wie sie aus dem Fenster sprang und fiel und fiel und fiel. Sie wachte schreiend auf. Sie atmete schwer und war verschwitzt.

"Aber die Villa ist doch riesig. Kann ich mich nicht wenigstens aufs Dach setzen?" Prism sah traurig zu Boden. "Ich muss doch Papa sagen, dass er in Gefahr ist... ich muss ihn retten, bevor ihm jemand wehtut..." Er schluchzte leise.

"Ganz ruhig." Ein Sturmkind umarmte ihn. "Du kannst jetzt leider nirgendwo hin, weil wenn Doktor Katarina fertig ist, bist du ihr nächster Patient."

Katniss stand vom Bett auf. Sie zitterte am ganzen Körper. "Falk?", rief sie und ging aus dem Zimmer. "Wo bist du?" Sie klang leicht verzweifelt. Hatte er sie jetzt doch allein gelassen?

Prism weinte leise und fiel gegen das Sturmkind. "Und danach? Darf ich dann zu Papa zurück?", fragte er leise.

Falk schrak aus dem Schlaf. "Katniss..." Er lief auf den Gang hinaus und sah sich verschlafen um. Seine Haare waren ganz durcheinander und seine Augen halbgeschlossen. Kann ich nicht einmal schlafen?!

"Sicher, wenn du wieder gesund bist.", sagte das Sturmkind und streichelte ihm über den Rücken.

Katniss sah Falk und lief zu ihm. Sie warf sich ihm um den Hals. Sie zitterte noch immer. "Tut mir leid.", flüsterte sie dann und sah ihn an. "Ich wollte dich nicht stören, aber..." Sie wollte nicht zugeben, dass sie Angst hatte.

Prism zuckte zusammen. "N-nicht, das tut weh...", flüsterte er leise und sah zu Boden, ehe er krampfend und bewusstlos umfiel.

Falk drückte sie leicht. "Ist schon gut, ich brauche ja keinen Schlaf.", murmelte er kaum hörbar und sah sie an. "Was ist denn passiert?", fragte er nach.

Das Sturmkind brachte Prism nach oben in den zweiten Raum für Krankenpflege. Sie legte ihn in ein Bett und ging dann wieder.

"Kann ich einfach bei dir schlafen?", fragte Katniss zögerlich. "Außer du willst es nicht, dann geh ich einfach zurück."